Bestimmt das Schicksal ob eine Beziehung gelingt oder liegt es in unserer eigenen Hand? Eine aktuelle Studie zeigt, dass unsere Sicht auf Paarbeziehungen beeinflussen kann, wie glücklich wir langfristig miteinander sind.

Glaubenssätze, also Überzeugungen über uns selbst, unsere Zukunft und die Welt, können eine entscheidende Rolle in unserem Leben spielen. So kann etwa die Art und Weise, wie wir einen beruflichen Misserfolg deuten, völlig unterschiedliche Folgen haben. Wer beispielsweise glaubt „für diesen Job einfach nicht geschaffen zu sein“, neigt eher dazu, aufzugeben und sich nach etwas anderem umzusehen. Wer jedoch denselben Rückschlag als Lernchance versteht, wird sich künftig vielleicht stärker anstrengen und daran wachsen.
Auch im Bereich der Paarbeziehungen können Glaubenssätze eine wichtige Rolle spielen. Nach Knee (1998) lassen sich zwei grundlegende Arten von Überzeugungen über Beziehungen unterscheiden: der Schicksalsglaube und der Wachstumsglaube.
Personen mit einem starken Schicksalsglauben gehen davon aus, dass Beziehungen entweder „bestimmt“ sind oder nicht. Sie glauben, dass der Erfolg einer Paarbeziehung vor allem von äußeren Umständen abhängt, also davon, ob zwei Menschen „zueinanderpassen“ oder „füreinander bestimmt“ sind. Unzufriedenheit oder Konflikte werden dabei häufig als Zeichen dafür gesehen, dass die Beziehung keine Zukunft hat. Personen mit einem hohen Wachstumsglauben hingegen sind überzeugt, dass Beziehungen durch gemeinsame Anstrengung, Kommunikation und Erfahrung erhalten und gestärkt werden können. Konflikte und Krisen werden dabei nicht als Bedrohung, sondern vielmehr als Gelegenheit verstanden, um als Paar zu wachsen. Dabei ist der Wachstumsglauben nicht per se „besser“ für die Beziehung als der Schicksalsglaube. Denn auch der Glaube an eine vorherbestimmte Verbindung kann sich positiv auf die Beziehung auswirken, beispielsweise wenn eine Person ihr Gegenüber tatsächlich als Seelenverwandte empfindet und daraus Zuversicht schöpft.
In einer aktuellen Studie von Gander et al. (2025) untersuchten Forschende, wie sich diese beiden Arten von Glaubenssätzen langfristig auf die Beziehungszufriedenheit auswirken können. Dazu nutzen sie Daten von 904 Paaren, die über einen Zeitraum von zwei Jahren insgesamt viermal zu ihren Überzeugungen über Beziehungen sowie zu ihrer Beziehungszufriedenheit befragt wurden. Zur Datenerfassung nutzten die Forschenden standardisierte Fragebögen. Die Teilnehmenden bewerteten Aussagen wie „Eine erfolgreiche Beziehung hängt vor allem davon ab, gleich am Anfang die richtige Person zu finden“ (Schicksalsglaube) oder „Eine erfolgreiche Beziehung hängt vor allem davon ab, zu lernen, wie man Konflikte gemeinsam löst“ (Wachstumsglaube) auf einer Skala von 1 (stimme überhaupt nicht zu) bis 5 (stimme völlig zu). Auch die Beziehungszufriedenheit wurde standardisiert erfasst, beispielsweise durch die Frage „Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit Ihrer Beziehung?“.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Beziehungszufriedenheit im Durchschnitt über alle Paare hinweg im Verlauf von zwei Jahren leicht abnahm, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß, je nachdem, welche Glaubenssätze die Personen vertraten. Teilnehmende mit einem ausgeprägten Schicksalsglauben waren zu Beginn der Studie zwar zufriedener, doch diese nahm im Laufe der Zeit ab, insbesondere wenn beide Partner:innen diesen Glauben teilten.
Bei Personen mit einem starken Wachstumsglauben blieb die Zufriedenheit hingegen stabiler. Die Forschenden vermuten, dass ein wachstumsorientiertes Denken dabei helfen kann, Beziehungen aktiv zu gestalten und langfristig zu erhalten. Menschen, die davon überzeugt sind, selbst etwas zur Qualität ihrer Beziehung beitragen zu können, investieren vermutlich stärker in ihre Partnerschaft, beispielsweise indem sie gemeinsame Zukunftspläne schmieden, sich bewusst Zeit füreinander nehmen oder bei Bedarf professionelle Unterstützung (z.B. Paartherapie) in Anspruch nehmen. Interessanterweise zeigte sich auch ein Einfluss in die umgekehrte Richtung: Besonders zufriedene Personen entwickelten im Laufe der Zeit stärkere Wachstumsglaubenssätze. Personen, die mit ihrer Beziehung glücklich sind, blicken offenbar optimistischer in die gemeinsame Zukunft und glauben eher daran, dass sich Herausforderungen gemeinsam bewältigen lassen.
Die Studienergebnisse von Gander et al. (2025) zeigen, dass unsere Sichtweise auf Beziehungen beeinflussen kann, wie wir sie erleben. Anstatt sich dem Gedanken hinzugeben, dass eine Beziehung „entweder passt oder nicht“, kann es sich also lohnen, sie als etwas Wandelbares zu betrachten, das gemeinsam aktiv gestaltet werden kann, um eine Beziehung zu schaffen, in der beide langfristig glücklich sein können.
Literaturverzeichnis
Gander, F., Uhlich, M., Traut, A. C., Saameli, M. A., Bühler, J. L., Weidmann, R., & Grob, A. (2025). The role of relationship beliefs in predicting levels and changes of relationship satisfaction. European Journal of Personality, 39(1), 105-121. https://doi.org/10.1177/08902070241240029
Knee, C. R. (1998). Implicit theories of relationships: Assessment and prediction of romantic relationship initiation, coping, and longevity. Journal of Personality and Social Psychology, 74(2), 360–370. https://doi.org/10.1037/0022-3514.74.2.360
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